25.10.12

Übernahmeschlacht im Agrarrohstoffhandel

Archer Daniels Midland (ADM) bedient die erste Veredlungsstufe von Agrarrohstoffen: Das Erntegut (Ölsaaten, Getreide) wird aufgekauft, transportiert, gereinigt eingelagert und zu Vorprodukten für die Nahrungsmittelindustrie sowie zu Tiermastprodukten verarbeitet. Das Unternehmen »veredelt« Mais zu »Bioethanol« und versorgt Brauereien mit Malz und Hopfen.
ADM ist im Grunde eine Mischung aus einem Logisitik-Unternehmen und einem Nahrungsmittel-Veredler. Es ist in den USA, Kanada, der Karibik und Großbritannien aktiv und beschäftigt 30.000 Mitarbeiter.



Dies ist der Kursverlauf der Aktie mit den Dividendenzahlungen. Die Dividende (aktuelle Dividendenrendite: 2,5%) wird kontinuierlich erhöht. Derweil sinkt der Aktienkurs seit fast zwei Jahren. Das Unternehmen wird derzeit zu seinem Buchwert gehandelt und weist trotz der Kursrückgänge weiterhin ein KGV von 14,7 auf.

Im März 2012 versuchte ADM den kanadischen Getreidehändler Viterra zu übernehmen. Auch Glencore war interessiert und bekam schließlich den Zuschlag. Es schien so, als ob sich ADM zunächst auf Osteuropa konzentrieren würde. Im Januar wurden hierfür in Slowenien Lagerkapazitäten aufgekauft.

Statt dessen hat sich ADM in den letzten Monaten, ohne Aufsehen zu erregen, fünf Prozent an der australischen GrainCorp börslich erworben. Nun könnte sich das aus der Viterra-Übernahme bekannte Spiel wiederholen. Kaum hatte ADM sein Übernahmeangebot eingereicht, zog Glencore nach.

GrainCorp ist der letzte übernahmefähige Getreidehändler Australiens. Besonders pikant: GrainCorp besitzt strategisch wichtige Hafenanlagen an der Ostküste Australiens. ADM und Glencore sind immer noch »Nord-Lastig«. Ihnen ist bewußt, dass die Weltbevölkerung im Süden wächst und sie versuchen jetzt alles, auch diese Zielgruppe durch lokalen Service an sich zu binden.

Um ein Unternehmen im Agrarsektor zu übernehmen, muss der Übernehmer den acht bis zehnfachen Unternehmenswert aufbieten. Die Übernahme rechnet sich frühestens nach einem Jahrzehnt. Es muss also gute Gründe geben, trotzdem die Übernahme zu wagen.

Die findet man beispielsweise in den Prognosen der UNO. Demnach wird sich die Agrarproduktion bis 2050 um 50 Prozent vergrößern, also 1,1% pro Jahr. Die australische ANZ, die eine ausgewiesene Expertise im australischen Landhandel aufweist, ist sogar noch optimistischer. Demnach könnte sich die Erntemenge bis 2050 sogar verdoppeln.

Die ADM ist auf dem derzeitigen Kursniveau attraktiv. Die Geschäftsaussichten sind trotz der bestehenden Konkurrenz hervorragend. Die Tatsache, dass der Wert in der Nähe seines Mehrjahrestiefs notiert, macht den Wert zu einem idealen Kandidaten für ein Stillhaltergeschäft. Ein Put mit einem Ausübungspreis von 27$ und einer Laufzeit von knapp zwei Monaten spült 1,25$ in die Kasse; man kann die Aktie also für 25,75$ erwerben. Sollte die Übernahme der GrainCorp scheitern, kann ADM die preiswert erworbenen GrainCorp-Aktien mit einem guten Gewinn veräußern. Deshalb ist das Kursrisiko bei der ADM derzeit  überschaubar.

1 Kommentar:

  1. Kurzes Update.

    GrainCorp hat die Übernahmeofferte zurückgewiesen. Die Firma sieht sich fehlbepreist und verweist auf die jüngsten Geschäftszahlen. GrainCorp sieht die eigene Zukunft in Australien ausgesprochen positiv.

    ADM scheint auf »Zeit« spielen zu wollen. Sie haben einen Anteil von 14,5% in Aktien erworben. Falls die nächste Erntesaison in Australien schlechter ausfallen sollte, fällt der GrainCorp-Aktienpreis und das Übernehmeangebot wird wieder attraktiv. Ansonsten veräußert die ADM das Aktienpaket meistbietend.

    Die ausstehende Übernahme sollte deshalb den Aktienpreis der ADM nicht belasten. Trotzdem ist die Aktie in den letzten Tagen auf 24,50$ gefallen. Dieser Preisrutsch ist einerseits der allgemeinen Marktschwäche zuzuschreiben. Als Sonderfaktor kommt bei der ADM die Spekulation auf eine Senkung der Subventionen bei der Ethanolgewinnung aus Mais und Weizen hinzu. ADM betreibt fünf derartige Anlagen, die nur im hoch subventionierten Marktumfeld profitabel arbeiten.

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